- Spiel zwischen Zwei- und Dreidimensionalität - Bernau - Badische Zeitung
Das Hans-Thoma-Kunstmuseum in Bernau zeigt Skulpturen, Zeichnungen, Performance von Thomas Putze.
Performance in Bernau am 1. Mai mit Thomas Putze - Flattermann

Flattermann
1. Mai bis 31. Juli
Skulptur, Zeichnung und Performance
Thomas Putze breitet mit seinem vielseitigen bildhauerischen und zeichnerischen Oeuvre die künstlerischen Schwingen aus, indem er es mit orts- und raumbezogenen Performances erweitert, hinterfragt und neu denkt.
Der für seine ungewöhnlichen, Kraft und Nerven aufreibenden Performances bekannte Künstler entführt den Betrachter mit seinen Skulpturen und Zeichnungen in eine animalische Welt, die gleichwohl allzu menschlich erscheint. Selbsterkenntnis und Reflexion sind dabei durchaus auch erwünscht und möglich.
Der mehrfach ausgezeichnete Künstler studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart bei Werner Pokorny und Micha Ullman –
beide Hans-Thoma-Preisträger.
Mit seinen aus Holz, Schrott und Fundstücken,gefertigten Skulpturen erzielt er eine spontane, gestische und narrative Qualität von tief- manchmal auch abgründigem Humor.
Dr. Katrin Burtschell
Konzert am 25. Juni in der Ausstellung
mit Thomas Putze Gitarre
Kartenvorverkauf nur über das Hans Thoma Kunstmuseum
Mykhailo Demtsiu trifft Hans Thoma

Dass sich Demtsiu bei diesem Bild von Thomas gleichnamigen Werk aus dem Jahr 1890 inspirieren ließ, liegt offen zutage. Doch ebenso offensichtlich sind die gravierenden Unterschiede. Während sich Thoma bei seinem spätromantisch anmutenden Werk wahrscheinlich von der Frage, wie man die Nacht darstellen könne, leiten ließ, geht es dem Künstler aus der Ukraine augenscheinlich um etwas ganz Anderes, denn er arbeitet mit deutlich akzentuierten postexpressionistischen Kontrasten, mit starken, fröhlichen Farben. Bei Hans Thoma wird uns die Szenerie realistisch vor Augen gestellt: Der Geiger, in Hose, Hemd und Weste, sitzt links im Bildvordergrund, im Hintergrund sehen wir einen Zaun, den Mond am Horizont und rechts ein angeschnittenes Schwarzwaldhaus und rot blühende Büsche. Hans Thomas großformatiges Werk (74 x 101 cm), das als Dauerleihgabe des Landes Baden-Württemberg im Bernauer Museum hängt, ist eine späte Hymne an die Nacht – im Sinne der deutschen Romantik.
Die Sprache von heute
Mykhailo Demtsiu hingegen hat anderes im Sinn. Auch sein Geiger trägt zwar erkennbar Hose, Hemd und Weste, doch die Szenerie ist in eine Reihe von Zeichen aufgelöst und überführt worden, die man allenfalls dann zu lesen vermag, wenn man das Ausgangsbild kennt. Das Schwarzwald-Ambiente ist verschwunden, die konkreten Bildgegenstände sind weitestgehend zu freien, rhythmischen Strukturen geworden. Der Mond und sein verzauberndes nächtliches Licht erscheinen nun als eine pastos aufgetragene große, gelbe Schliere, die Blüten als rote Kontrastfläche. Thomas Motive sind in Bewegung versetzt, dynamisiert, ja, sie tanzen zur Musik des Mondscheingeigers. Mit einem Wort: Demtsiu hat Thoma auf kongeniale Weise ins 21. Jahrhundert geholt, er hat den „Mondscheingeiger“ in unsere, in seine moderne Bildsprache übersetzt. Aus einer verinnerlichten Feier der Nacht ist unter Demtsius Hand eine Hymne an das Leben geworden: ein fröhliches, tänzerisches Fest der Farben und Formen.
Der Künstler kennt das Leben auf dem Land und im Gebirge. Er verbrachte seine Kindheit am Fuß der Karpaten. Seit dem Abschluss des Studiums an der Iwan-Trusch-Akademie für angewandte Kunst in Lwiw (Lemberg) zu Beginn der 80er Jahre ist er als freiberuflicher Künstler tätig. Seine wichtigsten Arbeitsfelder sind die Aquarell- und die Ölmalerei. Demtsius frühe Werke widmeten sich vor allem Stadtlandschaften und dem Leben in den Karpaten. Inzwischen hat er sich auch anderen Themen zugewandt. Doch um Kraft zu schöpfen, kehrt Demtsiu immer wieder in die Karpaten zurück.